Drinking, Sourcing, and Discovering Specialty Coffee in Taiwan

Specialty Coffee in Taiwan trinken, einkaufen und entdecken

Bevor wir uns auf den Weg an die World of Coffee in Busan machten, beschlossen wir, nach Taiwan zu reisen, ein Land, das wir schon für seine blühende Specialty-Coffee-Szene kannten. Unsere Verbindung zu Taiwan begann 2023 mit einem Kaffeeaustausch mit Kite, einem Café und einer Rösterei in Taipeh. Diese Beziehung wurde von Ivan, einem unserer damaligen Baristas, in Gang gesetzt, der während seines Austauschsemesters in Taipeh häufig bei Kite war. Uns gefiel der Kaffee von Kite so sehr (und unseren Kunden auch), dass wir während dieses Besuchs einen zweiten Kaffeeaustausch arrangierten, bei dem wir mehr Zeit mit dem coolen Duo hinter Kite verbringen und tiefer in Taiwans lebendige Kaffeekultur eintauchen konnten. Aber unsere Reise diente auch dazu, Taiwans ziemlich einzigartige Kaffeefarmen zu erkunden, um dort Kaffeebohnen zu sourcen.

Taiwan Coffee Lab

Taiwans Specialty-Coffee-Szene hat uns mit der Leidenschaft für helle Röstungen und Single Origins sowie ihren innovativen und ambitionierten Produzierenden beeindruckt. Ein wichtiger Akteur der taiwanesischen Kaffeeentwicklung ist das Taiwan Coffee Laboratory (TCL) . Das Lab engagiert sich für die Förderung von in Taiwan angebautem Spezialitätenkaffee. Es tut dies durch technische Dienstleistungen, Lehr- und Veranstaltungsprogramme zur Kaffeebildung, die Organisation mehrerer Kaffee-Evaluations-Programme pro Jahr und die Auszeichnung der besten taiwanesischen Kaffees. TCL arbeitet mit der Alliance for Coffee Excellence, der Specialty Coffee Association und dem Coffee Quality Institute sowie der taiwanesischen Regierung zusammen, um lokal angebauten Kaffee weltweit bekannt zu machen und den Austausch zwischen Kaffee-Professionals zu fördern.

Unsere Reise durch Taiwans Kaffeelandschaft wäre ohne die unglaubliche Unterstützung und Führung von Taiwan Coffee Lab nicht möglich gewesen. Wir hatten sie mehrere Monate vor unserer Reise um Tipps für taiwanesische Kaffeefarmen gebeten. Sie haben uns nicht nur viele Informationen gegeben, sondern sich auch bereitwillig als unsere Guides angeboten, uns zu jeder Farm begleitet, übersetzt und uns spannende Einblicke ermöglicht. Sie haben dafür gesorgt, dass wir einen umfassenden Blick auf die taiwanesische Kaffeeproduktion werfen konnten, von kleinen Betrieben bis hin zu grösseren Plantagen. Es folgt eine Zusammenfassung unserer Besuche auf drei bezeichnenden Kaffeefarmen: Zou Zhou Yuan, Melastoma Coffee Estate und Yangui Coffee Manor.

Zou Zhou Yuan: Präzision und Perfektion

Unser erster Halt war bei Zou Zhou Yuan, wo wir von Aaron, liebevoll bekannt als der «Kaffeeprinz von Taiwan», und Krude Lin, dem Gründer des Taiwan Coffee Lab, begrüsst wurden. Aarons Farm steht für Ehrgeiz und Innovation. Die Erntezeit erstreckt sich von November bis Juni und auf der Farm werden verschiedene Kaffeesorten angebaut, darunter SL34, Geisha und Pink Bourbon. Darüber hinaus führt «der Prinz» viele Experimente mit allen möglichen Hybriden zwischen Sorten durch und kreuzt sogar Kaffee mit anderen Pflanzen.

Aarons akribische Arbeit bemerkten wir während unseres gesamten Besuchs. Die Farm verwendet fortschrittliche AgroClimate-Technologie mit Sensoren, die alle zehn Minuten Dinge wie Bodenfeuchtigkeit, Luftfeuchtigkeit und Temperatur messen. Dieser datengesteuerte Ansatz wird es Aaron im Laufe der Zeit ermöglichen, die besten Anbaubedingungen zu reproduzieren und eine konstante Qualität sicherzustellen. Ein kontrolliertes Gewächshaus zum Trocknen des Kaffees neben traditionellen Methoden zeigte die Mischung aus Tradition und Innovation auf der Farm. Auf den Farmbesuch folgte eine Cupping-Sitzung im eigens dafür vorgesehenen Cupping- und Workshop-Raum vor Ort.

Als Aaron nach Jahren des Studiums in Taipeh nach Alishan zurückkehrte, wollte er sich von der Tradition seiner Familie, Orchideen und Tee anzubauen, lösen und in seinem eigenen Unternehmen erfolgreich sein. Und das mit Erfolg: Der Kaffee von Zou Zhou Estate hat viele Kaffeewettbewerbe gewonnen und Aaron ist definitiv einer der berühmtesten Kaffeebauern Taiwans. Aaron ist zu einem Vorbild für andere Kaffeeproduzenten in Taiwan geworden und hat eine entscheidende Rolle dabei gespielt, den Weg für taiwanesischen Spezialitätenkaffee zu ebnen.

 

Melastoma Coffee Estate: Kaffee und Community in Einklang bringen

Am nächsten Tag besuchten wir Melastoma Coffee Estate, eine Kaffee- und Teefarm in Alishan, und wurden von Huang Pao-His herumgeführt. Auf dieser Farm geht es nicht nur um Kaffee: Sie ist ein Community Hub mit Bed & Breakfast, Restaurant, Café, Laden und sogar Campingmöglichkeiten. Auf drei Standorten in unterschiedlichen Höhenlagen (800, 1000 und 1300 m.ü.M.) werden die Sorten SL34, Geisha und Typica angebaut, wodurch jährlich rund 3 Tonnen Rohkaffee produziert werden.

Pao-His Interesse an Umwelt- und Sozialpraktiken war offensichtlich und er hoffte, einen neu geschaffenen Nachhaltigkeitspreis zu gewinnen, der vom Taiwan Coffee Lab organisiert wird. Er verwendet biologischen Dünger und hat innovative Systeme entwickelt, um die Kaffeebäume während der Unkrautbekämpfung und bei Taifunen zu schützen. Die Hauptgebäude der Farm sind von Teefeldern, üppigen Wäldern und bunten Blumen umgeben. Besuchenden stehen Trails durch die sanften Hügel der Region Chiayi zur Verfügung.

Das Engagement der Farm für Qualität wurde bei einem Cupping deutlich, das gerade in Zusammenarbeit mit Taiwan Coffee Lab und anderen lokalen Specialty-Coffee-Experten durchgeführt wurde, um die besten Lots für einen bevorstehenden Wettbewerb auszuwählen. Der Cupping-Bereich im Untergeschoss des Hauptgebäudes ist nicht nur mit Dekorationen geschmückt, die von den indigenen Tsou-Völkern der Region inspiriert sind, sondern auch mit zahlreichen Auszeichnungen, Zertifikaten, Diplomen, Medaillen und Preisen, die den Erfolg der Farm bei der Kaffeeproduktion beweisen.

Yangui Coffee Manor: Innovation und Humor

Unser letzter Halt war Yangui Coffee Manor, benannt nach der Mutter des Produzenten, Pu Han Wen, in der Tsou-Sprache. Für uns zeichnete sich diese Farm durch ihre innovativen Methoden und den ansteckenden Humor Pu Han Wens aus. Mit rund 4000 Bäumen produziert die Farm jährlich etwa 2 Tonnen Kaffee und baut Sorten wie SL34, Typica und Geisha an.

Uns fiel auf, dass man bei Yangui grossen Wert auf Experimentierfreude und Einfallsreichtum auf den Feldern sowie bei den Verarbeitungs- und Fermentationstechniken legt. Pu Han Wen (Tsou-Name: Fa'ei Poitsonü) hat seinen eigenen mechanischen Trockner gebaut und patentiert, um die unregelmässigen Sonnenstunden, die häufigen Regenfällen und die hohe Luftfeuchtigkeit der Region zu kompensieren. Dieser Trockner, kombiniert mit seinem speziell angefertigten Lagerraum, in dem der Kaffee nach dem Trocknen ruht, sorgt dafür, dass der Kaffee seine Qualität behält.

Unser Besuch auf der Farm wurde mit einer Cupping-Session gekrönt, bei der wir sechs Kaffeesorten probieren durften. Als wir nach der Verkostung Interesse an einem bestimmten Kaffee zeigten, sortierte Pu Han Wen ohne zu zögern ein kleines Muster für uns zum Mitnehmen. Unser Besuch auf Yangui Coffee Manor war voller Witze und Kameradschaft, und Pu Han Wens Innovationsgeist und die kleine, aber qualitativ hochwertige Produktion der Farm hinterliessen einen bleibenden Eindruck. Nach unserer Rückkehr nach Taipeh hatten wir die Gelegenheit, Yanguis Kaffee in einem Specialty-Café zu probieren, und waren wirklich beeindruckt von dem hell gerösteten Typica, der serviert wurde. Seit unserem Besuch hat Yangui bei der Alishan Coffee Evaluation and Assessment vier Preise in fünf Kategorien gewonnen. Taiwan Coffee Lab sagt: «Es ist wirklich eine bemerkenswerte Leistung, den Preis aus 167 Einsendungen in der wettbewerbsfähigsten Produktionsregion zu gewinnen. Wir freuen uns sehr für ihn.»

Die Geschichte des Kaffees in Taiwan

Kaffee wurde erstmals während der japanischen Besatzung im frühen 20. Jahrhundert nach Taiwan gebracht. Die Japaner*innen pflanzten Typica-Kaffeebäume in den zentralen und südlichen Regionen der Insel, wo Klima und Gelände für den Kaffeeanbau günstig waren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der japanischen Herrschaft ging die Kaffeeproduktion in Taiwan zurück, da der Teeanbau immer beliebter wurde. Jahrzehntelang war Taiwan vor allem für seinen hochwertigen Tee bekannt, insbesondere Oolong, der die Kaffeeindustrie in den Schatten stellte. Das 21. Jahrhundert brachte jedoch eine Kaffeerenaissance nach Taiwan, die durch eine wachsende einheimische Kaffeekultur befeuert wurde. In den letzten Jahren haben viele taiwanesische Kaffeeproduzierende ihren Schwerpunkt auf die Produktion von hochwertigem Specialty Coffee verlagert. Der Fokus auf Qualität statt Quantität ist zu einem Markenzeichen des taiwanesischen Kaffees geworden.

Taiwans Kaffeefarmen bieten eine einzigartige Mischung aus fortschrittlicher Technologie, beträchtlichen finanziellen Investitionen und einem starken Fokus auf Qualität. Dies steht im Gegensatz zu einigen der Kaffeefarmen, die wir in Mexiko, Costa Rica oder Kenia besucht haben, wo traditionellere Methoden und finanzielle Einschränkungen den Kaffeeanbau prägen, obwohl der Fokus ebenfalls auf Qualität liegt. Die Mehrheit der taiwanesischen Kaffeeproduzierenden entscheidet sich für die Kaffeebranche, weil sie sehr konkrete Ambitionen haben, qualitativ hochwertigen Kaffee zu produzieren. Diese Kaffeeproduzierenden sind oft gut ausgebildet und finanziell stabil – ähnlich wie in anderen wohlhabenden Kaffeeanbaugebieten wie Panama oder Hawaii.

Unser Besuch in Taiwan hat deutlich gemacht, was mit einer soliden finanziellen Unterstützung erreicht werden kann und wie finanzielle (und politische) Sicherheit den Schwerpunkt auf Innovation und Qualität legen kann.

Kaffeeregion Alishan entdecken

Alishan im Landkreis Chiayi ist für seine atemberaubenden Berglandschaften und hochgelegenen Teeplantagen bekannt. In den letzten Jahren hat es auch für seine Specialty-Coffee-Plantagen Anerkennung gefunden – es ist so etwas wie das Yirgacheffe Taiwans. Das kühle Klima, der reichliche Niederschlag und der fruchtbare Boden schaffen optimale Bedingungen für den Anbau von Sorten wie Geisha, SL34 und Typica. Kaffee aus Alishan ist für seine komplexen Aromen und seine spritzige Säure bekannt. Alishan ist bei Tourist*innen beliebt, was an den atemberaubenden Teeplantagen, der Natur und den wunderschönen Orten liegt, von denen aus man einen spektakulären Sonnenaufgang über einem Meer aus Wolken beobachten kann. Obwohl Taiwans effizientes Eisenbahnsystem und die Busverbindungen es Touristen relativ leicht machen, Alishan zu erreichen, ist ein Mietwagen die beste Option, wenn ihr mehrere Plantagen besuchen und die umliegenden Sehenswürdigkeiten in eurem eigenen Tempo erkunden möchtet.

Das Tsou-Erbe in Alishans Kaffeekultur

Ein interessanter Aspekt unserer Reise durch Taiwans Kaffeeregion war die Verbindung zu den indigenen Tsou, die seit Jahrhunderten die Region Alishan/Chiayi bewohnen. Alle drei Farmen, die wir besuchten – Zou Zhou Yuan, Melastoma und Yangui – sind mit der Tsou-Kultur verbunden und respektieren ihr Erbe. Wie viele indigene Gemeinschaften auf der ganzen Welt waren die Tsou mit Herausforderungen wie Landstreitigkeiten, kultureller Assimilation und sozioökonomischer Marginalisierung konfrontiert. Es ist nicht das erste Mal, dass wir die Verbindung zwischen indigenen Stammesgemeinschaften und der Kaffeeproduktion erleben: Als wir beispielsweise Huautla de Jiménez in Mexiko besuchten, um Kaffee zu sourcen, besuchten wir Produzierende, die Mitglieder der Mazatec-Gemeinschaft waren. Diese Verbindungen zwischen indigenen Hintergründen in verschiedenen Kaffeeregionen zeigen die Bedeutung kultureller Vielfalt und traditionellen Wissens bei der Kaffeeproduktion.

Der Kaffee

Wenn ihr euch für den Kaffee interessiert, den wir nach dieser Reise schliesslich bei Yangui Coffee Manor gekauft haben, erfahrt ihr hier alles darüber.

Zurück zum Blog